Bauen mit Ton

Was wären wir ohne Ton?

Wunderschön gebaute Kunstwerke zeigen Nutzen und Schönheit von Keramik

vom 15. September 2023 bis 14. Januar 2024

Wer sich genau umschaut, wird schon bald ein Objekt aus Keramik sehen. Die Kaffeetasse, der Frühstücksteller, das Waschbecken, die Toilettenschüssel, die Fliesen an Wand und Boden, die Ziegel in der Wand, sogar die Dachziegel. Neben nützlichen Dingen werden auch Kunstwerke aus Ton hergestellt. Die Ausstellung „Bauen mit Ton“ zeigt Keramikkunst aus dem In- und Ausland. Alle Künstler „bauen“ ihre Werke und/oder verweisen auf Architektur. Anlass der Ausstellung ist das 250-jährige Jubiläum der Tegelener Dachziegelindustrie. Diese Ausstellung ist eine Ode an den Baustoff Ton.

1773 wurde in Tegelen die erste Dachziegelfabrik Houba & Kamp gegründet. Viele weitere folgten später. Seitdem werden hier auch in großem Umfang Abwasserrohre, Toilettenschüsseln, Ziegel, Blumentöpfe und grobe Küchenkeramik hergestellt. 65 % aller niederländischen Dachziegel werden immer noch in Tegelen hergestellt. Diese Ausstellung reflektiert diese Geschichte und ist der Anlass dafür. Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Keramikkunst renommierter Künstler. Sie alle sind von diesem Thema inspiriert, jeder auf seine eigene Art und Weise. Der eine baut im wahrsten Sinne des Wortes mit Ton, der andere stellt Stapel oder architektonische Objekte her. Mit ihren wunderschönen Kunstwerken würdigen sie das Bauen mit Keramik und zeigen, dass der Werkstoff Ton von unschätzbarem Wert ist.

Pálma Babos, ursprünglich aus Ungarn, baut fragile architektonische Strukturen aus Porzellan. Sie erinnern an Arbeiten von Jan Schoonhoven, sind dann aber in Keramik ausgeführt und viel dynamischer. Ihre Arbeit scheint lebendig zu werden, es bewegt, es biegt und windet sich und versucht aus dem straffen Arrangement auszubrechen.

Zsófia Karsai ist ebenfalls Ungarin. Ihre Arbeit unterscheidet sich stark von der ihrer Landsfrau. Sie konzentriert sich auf die Bausteine. Sie baut ihre Skulpturen mit engelhafter Geduld, kleinen Steinen und Tonschlamm. Das Ergebnis sind wunderschöne Objekte, die sorgfältig konstruiert wurden.

Auch die Werke von Marga Boogaard sind sehr verfeinert. Mit sorgfältig gestapelten Tonröllchen baut sie komplexe und straffe geometrische Strukturen. Ihre Arbeit verweist sowohl auf das Bauen als auch auf die mathematischen Grundlagen der Architektur.

Diese Vorgehensweise findet sich auch im Werk der Spanierin Myriam Jiménez Huertas. Während Boogaard den Fokus mehr auf das Gerüst und die inneren Strukturen legt, liegt dieser bei Jiménez-Huertas auf die Endbearbeitung. Die äußere Hülle von Gebäuden und deren Endbearbeitung mit Platten, Brettern und Ziegeln. Das Ergebnis sind straffe Objekte, in denen ein schönes Spiel mit Linien, Licht und Schatten zu sehen ist.

Jutta Widmer (DE) arbeitet auch mit der Aussenseite von Gebäuden. Im Gegensatz zu ihren Kollegen fertigt sie komplette Fassaden aus einem Stück. Die Wände ihrer Bauwerke scheinen aus rostigem Eisen zu bestehen, in Wirklichkeit ist es jedoch hauchdünnes, perforiertes Porzellan.

Neben Widmer gibt es noch vier deutsche Aussteller. Die zweite Deutsche ist Cathy Fleckstein. Sie zoomt ein auf das Bauen und Arbeiten in Schichten. Ihre Arbeit besteht buchstäblich aus kleinen Elementen und verweist auf die „Rollenschichten“ beim Mauerwerk oder auf die Beschaffenheit des Bodens. Ihre Wandpaneele ähneln stark einem Querschnitt unseres Bodens, komplett mit wertvollen Tonschichten.

Die dritte Deutsche Keramikerin ist Karin Putsch-Grassi. Sie lebt und arbeitet in Italien. Als einzige in dieser Ausstellung bildet die Drehscheibe die Grundlage ihrer Skulpturen. Sie baut ihre eckigen geometrischen Objekte aus kleinen, noch weich gedrehten Formen.

Renée Reichenbach ist die vierte Deutsche. Diese renommierte Keramikerin baut ihre Objekte ebenfalls aus kleinen Elementen. Die Wände ihrer Objekte baut sie aus verschiedenen Tonarten. Daraus schneidet sie meistens geometrische Förmchen und setzt sie zu Platten zusammen. Mit diesen Platten baut sie dynamische Formen.

Die fünfte Deutsche ist Elisabeth Schaffer. Sie beschäftigt sich eher mit dem Thema „Bebauung“. Ihre Objekte sind stilisierte Häuser und Städte, zusammengepackt auf Felsen oder Bergen. Andere Werke sind eher Städte auf Stelzen.

Erkennbare Häuschen finden sich auch im Werk der niederländischen Künstlerin Carla Dijk. Sie zoomt ein auf die Grundform eines Hauses. Ein Block mit einer Spitze darauf, den sie dann mit einer wunderschönen Haut aus bunten geometrischen Mustern versieht.

Eine Grundform des Bauens, aber dann im Sinne der Bausteine, findet sich auch im Werk des belgischen Künstlers Jean-Claude Legrand. Er stellt lebensgroße Stapel und derbe, robuste Skulpturen her. Dafür arbeitet er mit handgeformten Steinen, denen er ein verwittertes Äußeres verleiht.

Auch Valda Podkalne aus Lettland stellt robuste Skulpturen her. Wilde Stapel geometrischer Formen mit wunderschönen Häuten, die an zerstörte Gebäude erinnern. Die tristen, aber auch schönen Überreste von Gebäuden nach einer Bombe, einem Erdbeben, einer Überschwemmung oder einfach jahrelangem Leerstand.

Im Laufe der Zeit werden alle Gebäude verfallen, verwittern (sofern sie nicht abgerissen werden) und zu Kies zerfallen, der von Flüssen weggetragen wird und sich schließlich in den Tonschichten ablagert. Wonach der gesamte Prozess von vorne beginnen kann. Obwohl die technologische Entwicklung in den letzten 250 Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, ist Ton immer noch ein unverzichtbarer Rohstoff für viele Produkte, die wir täglich verwenden. In einer Welt ohne Ton müssten wir uns mit Kunststoff oder Beton behelfen. Sowohl praktisch als auch ästhetisch ist Keramik aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Ein Grund mehr, diesem vielseitigen, nachhaltigen und vor allem prächtigen Baustoff eine Ode zu bringen.

Eröffnung

Freitag, 15. September 2023, 16:00 Uhr. Die Einführung erfolgt durch Konservator Sacha Odenhoven.

Exposanten

Pálma Babos (HU); Marga Boogaard (NL); Carla Dijk (NL); Cathy Fleckstein (DE); Myriam Jiménez Huertas (ES); Zsófia Karsai (HU); Jean-Claude Legrand (BE); Valda Podkalne (LV); Karin Putsch-Grassi (DE); Renée Reichenbach (DE); Elisabeth Schaffer (DE); Jutta Widmer (DE).

Nachfolgende Künstler werden für einen Vortrag oder Demonstration persönlich im Museum anwesend sein:

  • 5. November 2023 | 14-16 uur, Marga Boogaard
  • 14. Januar 2024 | 14-16 uur, Carla Dijk

Bitte, reservieren Sie für eine Präsentation.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.tiendschuur.net, oder contatieren Sie Sacha Odenhoven - Konservator - (info@tiendschuur.net oder 077-3260213).