Keramische Signale

Von lustigen Wortspielen bis zu grimmigen Protesten

Keramikkunst mit einer Botschaft im Keramiekcentrum Tiendschuur Tegelen

vom 20. Januar bis 7. Mai 2023

Die Ausstellung Keramische Signale - Zeichen, Texte und Zeichnungen - macht den Besucher neugierig. Sie fordert eine Suche nach den Botschaften, die die Kunstobjekte in sich tragen. Ein Werk enthält Zeichen, die rein ästhetisch und abstrakt wirken, das andere ist mit besinnlichen oder lustigen Bildgeschichten bearbeitet und wieder ein anderes ist übersät mit sehr expliziten, unordentlichen Graffiti Texten und protestiert gegen die Missstände in dieser Welt. Diese Ausstellung zeigt eine anregende Sammlung von Keramikkunstwerken renommierter Künstler aus dem In- und Ausland. Ihre Arbeit ist sehr unterschiedlich, aber alle mit einer Botschaft und wunderschön bearbeitet.

Sylvian Meschia (FR) versieht seine Arbeiten mit wunderschönen kalligrafischen Schriftzeichen, die stark an die arabische Schrift erinnern. Seine Wurzeln in Algerien sind hier deutlich sichtbar. Seine Objekte wirken wie gedrehte Gebrauchsgegenstände, sind aber eigenständige Kunstwerke. Sylvian versieht seine Arbeiten mit exotischen Verzierungen, darunter ein selbst erfundenes Alphabet. Diese trägt er mit Hilfe von Tonschlickern, Farbpigmenten und Sgraffito auf. Neben Arabisch erinnern auch die mit dem Pinsel aufgetragenen Figuren stark an fernöstliche Kalligrafie.

Jemand, der auch eine Leidenschaft für Kalligrafie hat, ist Yeung Yuk-Kan (NL). Sie lebt und arbeitet seit Jahren in den Niederlanden, wurde aber in Hong Kong geboren und studierte dort bildende Kunst an der Universität von Hong Kong. Ihre Porzellanobjekte formt sie bewusst so, dass sie stark an Papier erinnern. Darauf bringt sie dezent Zeichen und Dekorationen an. Ihre ruhigen und poetischen Objekte haben genauso viel leeren weißen Raum wie das Papier in der chinesischen und japanischen Kalligrafie.

Große Leerflächen und kraftvolle kalligraphische Pinselstriche finden sich auch im Werk von Karin Bablok wieder. Die Hamburger Keramikerin beschränkt sich in ihrer Palette auf dezentes Schwarz-Weiß. Nur wenige kräftige schwarze Pinselstriche setzt sie auf ihre jungfräulichen Porzellanformen. Die erinnern mal an japanische Kalligrafie und mal an unsere ersten Schreibübungen.

Eine weitere Ausstellerin, die offenbar Schreibübungen oder einen Buchstabentanz zum Thema ihrer Dekorationen gewählt zu haben scheint, ist die Deutsche Monika Debus. Rasante Pinselstriche und ausgelassene Kringel, Schleifen und Tupfen verzieren die Häute ihrer Objekte. Schlichtheit, Spontanität und eine große Freude funken aus ihrer Arbeit.

Freude und Humor finden sich auch in der Arbeit von Ute Naue-Müller (Dresden, Deutschland). Ihre Objekte zeichnen sich durch spielerische Dekorationen im Zusammenspiel von Wort und Bild, Inhalt und Form aus. Ihre zugänglichen Darbietungen sind reizend, schelmisch und Lachen erregend zugleich.

Lieb und berührend sind auch die gemalten Geschichtchen des französischen Ehepaares Marie Balme und Simon Bellégo. Ihre Darstellungen sind eine Augenweide. Sie würden als hippe Illustrationen in führenden Magazinen nicht fehl am Platz aussehen. Glücklicherweise haben sie Keramik anstelle von Papier gewählt. Geschichtchen oder Märchen finden sich auch im Werk des spanischen Ehepaars Ricardo und Rosa Campos-Rosell. Ihre Schwarz-auf-Schwarz Dekorationen sind besonders stimmungsvoll. Sie erinnern sehr an altmodische Negative und vergilbte Fotografien aus längst vergangenen Zeiten.

Längst vergangene Zeiten finden sich auch im Werk von José den Hartog. Dieser niederländische Künstler arbeitet hauptsächlich im Auftrag und im Stil des traditionellen Delfter Blaus. Aber eigentlich sind nur die Technik und ihre Farbpalette identisch mit den urholländischen Dekorationen. Wer länger hinschaut sieht, dass ihre Dekorationen alles andere als altmodisch sind. Sie entwirft komplizierte und verfremdende Muster, die sie mit geometrischen Formen und Details aus historischen Dekoren aufbaut, die sie immer wieder wiederholt.

Auch das rohe Werk von Ruan Hoffmann ist befremdlich. Dieser in Südafrika geborene Künstler lebt und arbeitet in Amsterdam. Als Grundlage verwendet er bekannte Keramikformen wie Teller, Schalen und Kacheln. Anschließend formt er sie um und versieht sie mit konfrontierenden Texten und Bildern. Auf seine Objekte setzt er persönliche Erfahrungen, unzensierte Wahrnehmungen und Randbemerkungen zu unserer Zeit und Gesellschaft. Er kreiert einen Dialog zwischen Form und Inhalt, zwischen Kunstwerk und Betrachter.

Protestkunst und schwarzer Humor finden sich auch im Werk von Rita de Nigris wieder. Die italienisch-schweizerische Keramikerin war früher vor allem für ihre Dekorationen bekannt, die aus karikaturartig menschlichen Figuren mit riesigen Nasen bestanden. Heute versieht sie ihre Arbeit mit Texten, denen sie raffinierte Abbildungen hinzufügt. Zudem verleiht sie ihrem Werk eine Atmosphäre der Verluderung und des Zerfalls, indem sie es zerbricht und neu verklebt und mit graffitiartigem „Geschmiere“ überzieht. Je länger man hinschaut, desto mehr Wortspiele, Mehrdeutigkeiten und lustige Botschaften entdeckt man in ihren Kreationen.

Diese Ausstellung Keramische Signale fordert die Besucher auf weiter zu schauen. Um Fantasiebriefe von echten zu unterscheiden und geheime Botschaften zu enträtseln. Aber vor allem, um von überraschenden Keramikkunstwerken zu genießen, die von renommierten Künstlern aus ganz Europa verfertigt wurden. Sie alle spielen gern mit Buchstaben, Formen, Darstellungen und Bedeutungen.

Eröffnung

Eröffnung: Freitag, 20. Januar 2023, 16:00 Uhr.
Einige Künstler werden bei der Ausstellungseröffnung persönlich anwesend sein. Konservator /Manager Sacha Odenhoven wird die Einführung geben.

Aussteller

Karin Bablok (DU), Marie Balme en Simon Bellégo (FA ), Ricardo en Rosa Campos-Rosell (SP), Monika Debus (DU), Jose den Hartog (NL), Ruan Hoffmann (ZA), Sylvian Meschia (FR), Ute Naue-Müller (DE), Rita de Nigris (CH/ I), Yeung Yuk-Kan (NL)

Einige Aussteller werden einen Vortrag oder einen Workshop über ihre Arbeit anbieten:

  • 22. Januar 2023 | 14 Uhr, Vortrag Karin Bablok
  • 7. Mai 2023 | 14 Uhr, Vortrag Marie Balme und Simon Bellégo
  • 16.-17. December 2023, Workshop von Ute Naue-Müller

Bitte buchen Sie die Vorträge im Voraus..
Informationen zum Workshop finden Sie hier.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.tiendschuur.net, oder kontaktieren Sie Sacha Odenhoven - Kurator/Manager - (info@tiendschuur.net oder 077-3260213).